Was macht, was unternimmt CHRONOS? Suchen, sammeln, ordnen und archivieren:
dies waren zweifellos die Schwerpunkte unserer Arbeit in den ersten Jahren unseres Bestehens. Diese Aufgaben werden uns auch weiterhin begleiten, auch wenn sich der Aufwand angesichts des bereits recht umfangreichen Bestandes zweifellos verringern wird. Dem Vereinsziel entsprechend organisieren wir aber auch Ausstellungen, Wanderungen und Kulturfahrten, um dem allgemein wachsenden Interesse an der Regionalgeschichte zu entsprechen. Hier ein Blick zurück auf unsere vergangenen Aktivitäten.
Besuch im Serviten- und Kapuzinerkloster in Innsbruck
Das Exkursionsziel war bewusst ausgewählt. Beide Klöster wurden von Anna Katharina Gonzaga, der zweiten Frau von Erzherzog Ferdinand II. gegründet. Die junge Landesfürstin war sehr religiös und hatte bereits zuvor ihren Gatten zum Bau der Loretokapelle in der damals noch recht einsamen Thaurer Au animiert. Später nach dem Tode Ferdinands im Jahre 1595 war sie zeitweise auch Landesfürstin, residierte oben auf der Thaurer Burg und ordnete als letzte Burgherrin noch diverse Renovierungsarbeiten an.
Bereits zuvor hatte sie die Serviten und die Kapuziner nach Tirol geholt und den Bau der jeweiligen Klöster veranlasst. Bei den Serviten führte uns Bruder Fero durch Kirche, Kreuzgang und Kunstkammer und erläuterte Geschichte und Kunstwerke. Höhepunkt des Nachmittags war dann allerdings ein Besuch in der der Eremitage von Maximilian III. im Kapuzinerkloster. Die Geschichte, die Baulichkeit selbst und wohl auch ihr adeliger Bewohner zählen zu den eigentümlichsten Kunstschätzen dieses Landes.
Altbischof Reinhold Stecher weiht das Denkmal in der Pfeis
Der Anlass war traurig und es ist bald 40 Jahre her. Vier junge Menschen kamen damals bei einem Wettersturz unweit der Pfeishütte ums Leben. Im vergangenen Jahr hat der Verein Chronos das bereits recht mitgenommene Marterl in Form eines Gedenksteines erneuert. Am 28. August wurde er von Bischof Stecher und Pfarrer Lukas aus Pradl im Rahmen einer feierlichen Bergmesse eingeweiht. Diesmal hat der Himmel gelacht und die umrahmende Bergwelt zeigte sich von ihrer schönsten Seite. In seiner Predigt erinnerte der Bischof – selbst langjähriger Alpinausbildner – an die allgegenwärtigen Gefahren der Berge aber auch an all jene, die als Berg- und Flugretter oder als Weg- und Steigerhalter zur Sicherheit im alpinen Raum beitragen.
Ein Bläserensemble der Musikkapelle Thaur hat mit stimmungsvollen Melodien die Feier gebührend umrahmt.
Das Rätsel „Kiechlberg“
In der inzwischen 3. Grabungsepoche am Kiechlberg erhofften wir uns in erster Linie eine Klärung bezüglich der Bauzeit der in Teilen freigelegten Burganlage. Trotz mancher Detailfunde bleibt das Rätsel aber nach wie vor ungelöst. Der Widerspruch zwischen den Fachleuten aus dem Bereich Bauforschung und den C14-Proben bleibt bestehen. Für Grabungsleiter Harald Stadler vom Institut für Archäologien, kann eine Zuordnung – ob spätantik (5./6. Jh.) oder ottonisch (10. Jh.) - nur durch weitere Grabungsergebnisse erfolgen. Bis dato ist jedenfalls noch keine Burganlage aus dieser frühen Epoche in Tirol entdeckt worden.
Sanierungen an der Barbakane
Noch vor zwei Jahren befanden sich die Mauern der Barbakane – der westlichen Befestigungsanlage der Burg aus der Zeit Kaiser Maximilians – teils unter Versturzschutt und Baumbewuchs versteckt. Letzten Sommer wurden der Innenbereich freigelegt, die alten Schießscharten fachgerecht saniert und der eingestürzte Torbogen nach vorhandenen Vorlagen rekonstruiert. Heuer standen die sehr zeitaufwändige Fassadenrestaurierung an und als Abschluss der Schalenaufbau der noch vorhandenen Zinnen und die Abdeckung der Mauerkrone.
Damit sind die Sanierungsarbeiten im gesamten Veranstaltungsbereich auf der Thaurer Ruine abgeschlossen. Das heißt, Chronos wird sich in den kommenden Jahren wieder den Grabungs- und Sicherungsarbeiten im Bereich der eigentlichen Burgruine widmen.
Exkursion Piller Sattel/Landeck
Als perfekte Ergänzung zu unserem archäologischen Schwerpunkt im Frühjahr gestaltete sich die Exkursion zum Brandopferplatz am Piller Sattel. Am Übergang vom „Oberen Gericht“ nach Wenns im vorderen Pitztal befand sich über viele Jahrhunderte ein bronzezeitliche Kultplatz. Der Obmann des Fließer Museumsvereins, Dr. Walter Schennach, erläuterte uns die frühe Geschichte dieses Ortes und berichtete uns vom sensationellen Depotfund beim Moosbruckschrofen. In einer nahegelegenen Felsspalte hatte Franz Neururer im Jahr 2001 rund 50 kg Waffen, Werkzeuge und Schmuck entdeckt, die in Fachkreisen europaweit für Aufsehen sorgten. Im Museum in Fließ werden diese Fundstücke heute eindrucksvoll präsentiert.
Nach dem Mittagessen im Alten Zoll folgte das nächste „highlight“ in der Burg Landeck, wo wir fachkundig durch das vor kurzem gänzlich neu gestaltete Museum geführt wurden.
Archäologische Highlights aus Thaur
Im Rahmen eines hochkarätig besetzten Vortragsabends im Alten Gericht wurden die verschiedenen archäologischen Grabungen in unserer näheren Umgebung in anschaulichen Kurzpräsentationen vorgestellt. Es war eine höchst spannende Zeitreise durch mehrere Jahrtausende Siedlungsgeschichte mit teils sensationellen Ergebnissen. Neben der überraschenden Freilegung eines frühmittelalterlichen Kammergrabes in der Vigilgasse und dem Highlight „Kiechlberg“ hinterließ insbesondere der Vortrag von DI Hauser vom Bundesdenkmalamt zum Thema „Wenn alte Mauern sprechen!“ nachhaltigen Eindruck unter den zahlreichen Besuchern. Für den Obmann des Vereins war dies auch der richtige Anlass, um einmal Franz Brunner für seine großartigen Erfolge als Hobbyarchäologe zu ehren.
„Zeit und Weil – Thaurer Brauch und Lebensart“ (Buchpräsentation)
CHRONOS, der Verein für Dorfgeschichte Thaur, feiert heuer sein zehnjähriges Bestandsjubiläum.
Passend zum Anlass konnte Joe Bertsch, Obmann des Vereins gemeinsam mit der Autorin Margit Plank Mitte Mai das Buch „Zeit und Weil – Thaurer Brauch und Lebensart“ präsentieren. Dies ist bereits der fünfte Band aus der Reihe der Chronos Publikationen.
Den zahlreichen Gästen der gut besuchten Veranstaltung wurde in der Folge ein abwechslungsreicher und unterhaltsamer Abend geboten:
Die Autorin Margit Plank las Auszüge aus ihrem Buch vor. Der inhaltliche Bogen des Buches spannt sich von Beschreibungen kirchlicher Bräuche, Schilderungen des bäuerlichen Alltags, lebendig vorgetragenen Anekdoten aus dem Dorfleben bis hin zu Kochrezepten traditioneller Thaurer Speisen. Zum jeweiligen Thema wurden bei der Präsentation dazu passende Musikstücke gespielt bzw. Tänze vom Trachtenverein Thaur aufgeführt. Für die musikalische Umrahmung sorgten eine Inntalerpartie der Musikkapelle Thaur, das Duo Martha und Reinhard Schwaizer aus Mils sowie, mit einer Saxophonversion des Brautnachtliedes, Mitglieder der Gruppe “Sax weiter“. Höhepunkte des Abends waren unter anderem ein Sketch des Theaterverein Thaur zum Thema „Radieschenaufbinden vor zwanzig Jahren“ sowie ein Kochvideo von Rosmarie Kelmer.
Mit diesem Buch ist es Margit Plank hervorragend gelungen, das Brauchtum und die Lebensart der Thaurer in Wort und Bild festzuhalten.
frühmittelalterliche Gräber in der Vigilgasse entdeckt
Aufgrund früherer Erzählungen wurde Joe Bertsch sofort hellhörig als Martin Pfeifenberger bei Grabungsarbeiten auf Knochen stieß. Im Zuge einer Notgrabung durch das Bundesdenkmalamt wurden mehrere Einzelgräber und in der Folge auch noch ein teilweise noch erhaltenes Kammergrab freigelegt. Dieses diente vermutlich einer höher gestellten Familie über längere Zeit als Grablege. Unter den freigelegten Skeletten fand sich auch jenes eines Mädchens. Durch die geborgenen Schmuckstücke (Glasperlen, Vogelkopffibel, Körbchenohrringe) war eine recht eindeutige zeitliche Zuordnung ins 6. Jh. möglich. Zu dieser Zeit gab es in Thaur zwar bereits eine Kirche, doch erst ab dem 9. Jh. wurde es üblich die Verstorbenen im Friedhofsbereich zu begraben.