Mullerlaufen

Perchten, Hexen, Scheller, Wampeler, Roller oder Schleicher – das närrische Treiben zur Fasnacht ist alter Tiroler Brauch. In Thaur und seinen Nachbardörfern sind es seit je her die Muller. „Mullen gian“ ist eine Leidenschaft, die ganze Familien erfasst und häufig vom Vater auf den Sohn weitervererbt wird. „So lang oaner auderhupft, soll er mullen gian!“ meinte einst der verstorbene Schützenhauptmann Romed Giner.

Doch egal wie sehr das Mullerfieber brennt, gemullt wird in Thaur erst nach Romedi, am 15. Jänner. Wenn dann aber die Ziehharmonika den Mullerwalzer spielt und die verschiedenen bunten Fasnachtfiguren in den Saal hereinmullen, dann explodiert buchstäblich die Stimmung im Saal. Wild wirbelnde Zottler und Klötzler, ruhige Zaggeler, dazwischen die Plattler – Weisse und Melcher - , daneben der bedächtige Figurentanz der Altboarischen und mitten drinn die stolzen Spiegeltuxer. Ein mitreißendes Schauspiel für alle Zuschauer, denen inzwischen bereits die Hexen mit einem leichten Schlag auf die Schulter Glück, Gesundheit und Fruchtbarkeit wünschen. Nach dieser freundlichen Geste des „Abmullens“ gibt’s üblicherweise noch einen Schluck aus der Schnapsflasche.

Alle 4 bis 5 Jahre zieht das „Mullerlaufen“ das ganze Dorf und tausende Besucher in seinen Bann. Neben den klassischen Mullerfiguren treten dabei noch weitere Gruppen auf; so z. B. die „Voglfocher“, die „Bärenjagd“, der „Müller-, Holzhacker- oder Knappentanz“ der Plattler, die „Deutschmeister“ und natürlich das „Fasserrössl“. Es ist ein prachtvoller Zug von Musikkapellen, Mullergruppen und aufgeputzten Wägen, die beim Mullerlauf durch das Dorf ziehen.

Das Ende des wilden Treibens ist in Thaur bereits am „Unsinnigen“. Ein letztes Mal ziehen die Gruppen von der Moosgasse herein auf den Dorfplatz auf dem sich bereits die Zuschauer drängen. Hexen und Jungmuller voran folgen neben den traditionellen Figuren auch der Auftritt des „Kamels“, ehe mit der frivolen Litanei des „Begräbnisses“ schließlich die Mullerei ihren Abschluss findet.